Das lang ersehnte Kompliment kommt und ich ertrage es nicht. Die Kindheit ist und bleibt eine Fussfessel. Weihnachten macht alles ganz gross. Wie durch eine Lupe sieht man alles vor sich. Die vielen Neins sind omnipräsent. Muss unbedingt Th. B`s „Ja“ noch einmal lesen. Worum ging es da noch gleich? Schon wieder vergessen. Ich las es im Juli. Wie kann es sein, dass ich das Ganze jetzt schon wieder vergessen habe? Im Notizbuch sind unter dem Titel (ich führe eine Sterneliste) 5 Sterne. Das heisst eigentlich „herausragend“. Im Wikidings steht „Yes (Novel)“ und ich erinnere mich wieder an diese mysteriöse Perserin, die in „Ja“ die Hauptfigur ist und dass der Mann, der sie nicht versteht und somit nicht kennt, mit ihr im Schnee spazieren geht und sie dabei ungeheuerlich friert. Als der Vater (meiner) in die neue Frau verliebt war, ich war so um die 7/8 Jahre alt, fuhren wir zu einem eingeschneiten Friedhof, um ein Grab zu besuchen. Ein Grab, das die neue Frau unbedingt sehen wollte. Ich glaube es war das Grab der Karoline von Günderrode, aber ich bin nicht sicher. Wir suchten dann, nachdem wir es gefunden hatten und man eine Weile an ihm verbracht hatte, ein Cafehaus, um uns dort aufzuwärmen, doch das einzige, das wir fanden, war geschlossen. Liebe, Winter, Friedhof, Wärme. Frau Mayröcker pflückte Wermut gegen Schwermut. Und da ist sie schon wieder, die erbarmungslose Sonne. Die die Kontraste immer so stark aufzeigt. Leer in der Sonne zu sitzen macht ganz deutlich was fehlt. Komplimente sind Kitsch, so sieht er es, das weiss ich. Zuckmayers Stimme, so sagt es Th. B. sei eine der angenehmsten, die er kenne. Muss unbedingt Tonaufnahmen ausfindig machen. Werde mir eine Wohnung in der Nähe von Herrn Liebinsky`s Archiv vom Deutschlandfunk suchen. Zu spät. Der Mann meint das sei ein freundlicher Herr gewesen, er hätte ihm S-Bahngeräusche „geschenkt“. Nun sei er leider pensioniert. Kein Mensch, so der Mann, wolle mehr Tonaufnahmen geschenkt. Man mache alles selbst. Ich auch. Aber ich wär so gerne nochmal eingetaucht in die alten Geräusche. Einmal noch eintauchen in die alten Geräusche und dann bewusstlos danieder sinken.
Bald wird wieder in ein neues Jahr gerutscht. Ich ersehne Glatteis!
© Bettie i. Alfred, kurz vor Jahresende